Zu Fuß nach Litauen

Ungefähre Lesezeit: 9 Minuten

Eigentlich heißt sie Gisela Launert. In ihrem Pass steht jedoch ein anderer Name. Aus Angst verschweigt sie ihre deutsche Vergangenheit. Die Geschichte eines sogenannten Wolfskindes. Weder zierlich noch schüchtern. Der Blick bestimmt, die Statur groß, die Stimme sanft und tief. Gisela Launert wirkt nicht wie eine Frau, die sich versteckt. Und doch hat sie es bis zuletzt pefektioniert. Die eigene Identität abzulegen. Säße sie in einem Bus in Berlin-Spandau, würde man sie als osteuropäische Touristin einordnen. Sie spricht Litauisch, ihr Mund leuchtet roséfarben und glänzt noch vom gerade aufgetragenen Lippenstift. Ihr blauscharzes Blumenhalstuch formt sich nicht um den Hals, sondern…

Die kleinste Molkerei Sachsen-Anhalts

Ungefähre Lesezeit: 9 Minuten

Um 7 Uhr morgens geht’s los. Draußen dämmert es, drinnen schneidet Silke Schleicher den Quark an. In einer Wanne hat sich die Milch über Nacht dickgelegt, wie es im Fachjargon heißt. Schleicher schöpft sie mit einer großen Kelle in weiße Säcke, aus denen die Molke ablaufen wird. Das dauert mehrere Stunden und wird durch Umpacken, Schütteln und Nachbinden der Säcke unterstützt. Das kostet Muskelkraft, bei Schleicher sieht es dennoch spielend aus. „Quark wird bei uns wirklich noch in Handarbeit hergestellt“, sagt Landwirt Frederick Meurer. Der 31-Jährige gießt daneben über einen Trichter Joghurt in einen Automaten ein. Im Sekundentakt füllt die…

Welterbe im Weckglas

Ungefähre Lesezeit: 7 Minuten

Wenn Andreas Börner an seinem Arbeitsplatz die Tür öffnet, dann sieht es dahinter auf den ersten Blick so aus wie bei manch einer Großmutter im Keller. In großen Regalen reihen sich Weckgläser aneinander, sauber aufgestellt und penibel beschriftet. Doch werden hier in Gatersleben (Salzlandkreis) nicht Birnen, Kirschen und Stachelbeeren aus dem heimischen Garten gelagert. In den Hochregalen im Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) finden sich stattdessen die Samen von Kulturpflanzen aus fast aller Herren Länder. Mehr als 150 000 Proben umfasst die zweitgrößte europäische Genbank (die größte ist in St. Petersburg), die ältesten Proben stammen aus den 1920er Jahren.…

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Ungefähre Lesezeit: 9 Minuten

Eigentlich heißt sie Gisela Launert. In ihrem Pass steht jedoch ein anderer Name. Aus Angst verschweigt sie ihre deutsche Vergangenheit. Die Geschichte eines sogenannten Wolfskindes. Weder zierlich noch schüchtern. Der Blick bestimmt, die Statur groß, die Stimme sanft und tief. Gisela Launert wirkt nicht wie eine Frau, die sich versteckt. Und doch hat sie es bis zuletzt pefektioniert. Die eigene Identität abzulegen. Säße sie in einem Bus in Berlin-Spandau, würde man sie als osteuropäische Touristin einordnen. Sie spricht Litauisch, ihr Mund leuchtet roséfarben und glänzt noch vom gerade aufgetragenen Lippenstift. Ihr blauscharzes Blumenhalstuch formt sich nicht um den Hals, sondern…

Die kleinste Molkerei Sachsen-Anhalts

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Um 7 Uhr morgens geht’s los. Draußen dämmert es, drinnen schneidet Silke Schleicher den Quark an. In einer Wanne hat sich die Milch über Nacht dickgelegt, wie es im Fachjargon heißt. Schleicher schöpft sie mit einer großen Kelle in weiße Säcke, aus denen die Molke ablaufen wird. Das dauert mehrere Stunden und wird durch Umpacken, Schütteln und Nachbinden der Säcke unterstützt. Das kostet Muskelkraft, bei Schleicher sieht es dennoch spielend aus. „Quark wird bei uns wirklich noch in Handarbeit hergestellt“, sagt Landwirt Frederick Meurer. Der 31-Jährige gießt daneben über einen Trichter Joghurt in einen Automaten ein. Im Sekundentakt füllt die…